Sinefonia
Boris Hofmann
Mitten im Klang.
Die Raumkompositionen von Iannis Xenakis aus den 1960er Jahren
Sinefonia, Band 10
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Raum und Musik zunehmend durch neue kompositorische Konzepte und Gattungen der Klangkunst in Beziehung zueinander gesetzt. Bei den Raummusiken des griechisch-französischen Komponisten Iannis Xenakis wird Raum zum integralen Bestandteil der Musik, da er form- und strukturbildend wirkt sowie Material und Disposition maßgeblich beeinflusst.
Dieses Buch liefert erstmals ausführliche Analysen von Xenakis‘ räumlich konzipierten Werken Terretektorh (1965/66) für 88 im Raum verteilte Musiker und Persephassa (1969) für sechs Perkussionisten. Mit einem praxisorientierten Ansatz wird vor allem die neuartige Hörform dieser Kompositionen untersucht und dabei überprüft, welchen Höreindruck ein Konzertbesucher an seinem Platz tatsächlich haben soll. Dazu wurde ein spezielles Modell eines virtuellen dreidimensionalen Raumes entwickelt, wie er sich in der Vorstellung des Hörers ausbilden könnte. Verschiedene Raumzustände, ihre Varianten und Kombinationen generieren dabei die unterschiedlichen Formteile und Entwicklungen.
Anhand der gewonnenen Resultate wird eine umfassende räumliche Ästhetik des Komponisten und Architekten Xenakis beschrieben. Darin ordnet der Autor die untersuchten Instrumentalkompositionen in eine Entwicklungslinie von den frühen architektonischen Arbeiten bis zur Werkreihe der Polytopes ein. Die Raummusiken dienen dabei vor allem dazu, einem vorhandenen architektonischen Raum eine zusätzliche akustisch-musikalische Wahrnehmungsebene hinzuzufügen. So erhält dieser Raum eine zeitliche Komponente, er wird dynamisch und variabel, was auch zu einer Variabilität des gesamten Werkes führt: So wird die musikalische Komposition im Raum zur Raumkomposition.
184 S., 36 Klapptafeln, Notenbeisp., Pb., € 34.–, 978-3-936000-70-2