Caprices
Ferdinand Zehentreiter
Die Sprache des Hasses.
Richard Wagners „Das Judentum in der Musik“
Richard Wagners Pamphlet „Das Judentum in der Musik“ gehört zu den Schlüsseltexten des im 19. Jahrhundert entstehenden modernen Antisemitismus, der im Gegensatz zum religiös motivierten Antijudaismus das Judentum auf invariante Charakter- oder Rasseneigenschaften festlegt. Was bis heute weniger beachtet wurde, ist die Machart der Schrift. Sie zeigt auf exemplarische Weise die Merkmale einer rhetorischen Gattung, die in den letzten Jahren international immer stärker diskutiert wurde, da es leider auch immer mehr Grund dazu gibt: der hate speech. „Hass redet“, wie Judith Butler ihr Buch zu dem Thema genannt hat. Hier soll am Beispiel von Wagners Text gezeigt werden, auf welche Weise. Dabei geht es natürlich auch um seine historischen Entstehungsbedingungen. Der völkische Kulturnationalismus der „verspäteten Nation“ (Helmuth Plessner) drückt sich hier in einer völligen Zerstörung rationalen Argumentierens aus.
Caprices 5
48 S., pb., € 8.–, 978-3-95593-305-0