Titelübersicht
Marion Saxer (Hg.)
Anfänge
Erinnerungen zeitgenössischer Komponistinnen und Komponisten
an ihren frühen Instrumentalunterricht
»Im Nachhinein wundert man sich, warum zuvor niemand auf diese Buchidee gekommen ist. Der Frankfurter Musikwissenschaftlerin Marion Saxer fiel auf, dass es kaum Erfahrungsberichte zum Thema ›früher Instrumentalunterricht‹ gibt; selbst in Künstlerbiographien sind sie rar.
Saxer bat zeitgenössische Komponisten, ihre Erinnerungen an erste Berührungen mit Musik und an den Musikunterricht aufzuschreiben. Entstanden ist mit dem Band ›Anfänge‹ eine Sammlung von 45 sehr persönlichen autobiographischen Aufsätzen in je ganz eigener Tonart; ergänzt um einen Anhang mit Fragebogen-Ergebnissen, Kurzbiographien und Werkverzeichnissen.
Die so anrührenden wie selbstironisch-humorvollen Berichte reichen durch ein halbes Jahrhundert Musikerziehung: von György Ligeti und Dieter Schnebel über Barbara Heller, Gerhard Stäbler und Wolfgang Rihm bis zu Annette Schlünz und Moritz Eggert. Ein Band, der für all jene lesenswert ist, die neugierig sind auf die musikalische Kindheit und Jugend etwa von Karlheinz Stockhausen und Mauricio Kagel.
Denn die anekdotischen Aufsätze geben Auskunft über direkte Unterrichtserfahrungen hinaus. Die Beschreibung erster Noten-Schlüsselerlebnisse gewissermaßen fehlt bei keinem. Das sind vor allem herausragende Hörerlebnisse (häufig Bach!) – ob am Radio oder im Konzert. Deutlich wird auch, dass diese Hörerlebnisse bald schon in eigene Kompositionsversuche münden – mit sehr unterschiedlichen Reaktionen der musikpädagogischen wie familiären Umwelt.
Vom Thema ›Motivation‹ und ›Üben‹ über den Einfluss von Lehrerpersönlichkeiten bis zum Finden des individuell richtigen Instruments reichen die vielfältigen Aspekte. Mancher künftige Klangkünstler begann mit Spielzeuginstrumenten wie der ›Clarina‹ (Volker Blumenthaler) oder als Trompeter bei der Feuerwehrkapelle (Detlev Glanert). Wolfgang Rihm fand zum Klavier, obwohl er erst nicht einsah, ›warum die beiden Hände nicht dasselbe spielen sollten‹.
Einige entdeckten ihr Instrumentarium erst spät, wie der heute auch dank seines experimentellen Instrumentenbaus wichtige Komponist Volker Staub. Bei ihm ging es eigentlich erst richtig los, als er mit Forschergeist sein altes Übeklavier restlos auseinandernahm. ›Saiten freigelegt‹, wie Staubs Erinnerungstext heißt, hat dieser reiche Materialband eine Menge.
Es ist ein wertvoller Beitrag, um das Thema Musikerziehung auf attraktive Weise stärker ins allgemeine Bewusstsein zu rücken. Vor allem, weil er eindrucksvoll die Bedeutung der – klassischen – Musik für die kindliche Empfindungswelt dokumentiert.«
Svenja Klaucke, FONO FORUM
Mit Beiträgen u.a. von:
Rolf Riehm, Detlev Glanert, Violeta Dinescu, Walther Prokop, Ruth Zechlin, Helmut Bieler-Wendt, Walter Zimmermann, Steffen Schleiermacher, Barbara Heller, Peter Ablinger, Carola Bauckholt, Günther Becker, Diether de la Motte, Joachim Hespos, Robert HP Platz,
Klaus-Hinrich Stahmer, Johannes Fritsch, Christina Kubisch, Dieter Schnebel, Ernstalbrecht Stiebler, Charlotte Seither, Michael Bach, Gerhard Stäbler, Christiane Brückner, Volker Staub, Younghi Pagh-Paan, Josef Anton Riedl, Bernhard König, Karlheinz Stockhausen
200 S., geb., € 19.–, 978-3-936000-08-5