Titelübersicht
Sebastian Claren
Neither. Die Musik Morton Feldmans
Morton Feldman (1926-1987) ist mit John Cage der wohl wichtigste Komponist der US-amerikanischen Avantgarde nach dem zweiten Weltkrieg; sein Werk reicht von den graphisch notierten Partituren der fünfziger Jahre bis zu den über weite Zeiträume ausgedehnten Muster-Kompositionen der achtziger Jahre, die, wie sein zweites Streichquartett von 1982, bis zu fünf Stunden dauern können. Die Entwicklung von den frühesten eigenständigen Kompositionen bis zu den reduzierten Werken der letzten Lebensjahre wird hier zum ersten Mal in einer musikwissenschaftlichen Arbeit vollständig nachgezeichnet, wobei das Hauptgewicht der Untersuchung auf den Werken der achtziger Jahre liegt. Ein besonderer Wert wird nicht nur auf die Berücksichtigung aller veröffentlichter Werke Feldmans, sondern auch auf eine vollständige Auswertung der schriftlichen und mündlichen Äußerungen Feldmans zu seinem Werk gelegt. Hierfür konnte eine große Menge von bisher unveröffentlichtem Material wie Notizen, Aufsätze und besonders die in den achtziger Jahren in Europa und Übersee gehaltenen Vorträge Feldmans, von denen bisher nur ein kleiner Teil veröffentlicht ist, herangezogen werden.
Einen wesentlichen Schwerpunkt der Untersuchung bilden nicht-musikalische Einflüsse auf das Werk Feldmans wie die Malerei des abstrakten Expressionismus, türkische Nomadenteppiche, mittelalterliche Gedächtniskunst und das Werk Samuel Becketts, die in Bezug auf Feldmans Arbeit detailliert erörtert werden. Die in Zusammenarbeit mit Beckett entstandene Oper Neither wird als Angelpunkt für Feldmans Hinwendung zu den nachfolgenden Muster-Kompositionen ausführlich analysiert. Insbesondere für Feldmans Werke der achtziger Jahre wesentliche Begriffe und Problemstellungen wie das ›instrumentale Bild‹ und ›Musik als Kunstform‹ werden in eigenen Kapiteln diskutiert. Zum ersten Mal werden die langen Muster-Kompositionen Feldmans sowohl in kompositionstechnischer Hinsicht, als auch im Hinblick auf ihre theoretischen Implikationen eingehend untersucht; darüberhinaus wird das ab 1984 entstandene Spätwerk in einem eigenen Kapitel von den vorangegangenen Muster-Kompositionen abgegrenzt.
Im Anhang findet sich eine ausführliche Biographie Feldmans und ein um die im Nachlaß befindlichen Kompositionen erweitertes Werkverzeichnis, ein Verzeichnis der veröffentlichten und unveröffentlichten Schriften, Vorträge und Interviews Feldmans sowie eine Diskographie.
634 S., geb., € 75.–, 3-923997-90-6