Harald Kisiedu

European Echoes

Jazz Experimentalism in Germany, 1950-1975

Dieses Buch ist eine historische und interpretative Studie zur Bewegung des Jazz-Experimentalismus in West- und Ostdeutschland in den Jahren 1950 bis 1975. Es erweitert bisherige Forschungsnarrative, indem es darlegt, dass die Auseinandersetzung mit afroamerikanischen musikalischen Methoden, Konzepten und Praktiken eine zentrale Rolle für die Entstehung des deutschen Jazz-Experimentalismus spielte. Auf scheinbar paradoxe Weise ermöglichte gerade dieses Engagement mit schwarzem musikalischem Wissen die Entwicklung eigenständiger musikalischer Konzepte und Praktiken.

Anstatt die deutsche Free-Jazz-Bewegung als Loslösung von afroamerikanischen „spirituellen Vätern“ zu deuten, präsentiert dieses Buch sie als wesentlichen Beitrag zur Dekolonisierung einer Jazz-Historiografie, die bis heute häufig von der Dominanz der USA ausgeht. Jenseits von US-zentrierten wie eurozentrischen Perspektiven leistet diese Studie einen wichtigen Beitrag zur globalen Jazzforschung und zum Verständnis von transnationalem Ideentransfer.

„Nur wenige Studien haben verstanden, wie improvisierte Musik als komplexes Ökosystem funktioniert – als ineinandergreifendes System, das sich mit anderen künstlerischen, politischen und sozialen Sphären überlappt und austauscht. Vielleicht ist dies bislang nur George Lewis’ A Power Stronger Than Itself und Kevin Whiteheads New Dutch Swing gelungen. Harald Kisiedus großartiges European Echoes: Jazz Experimentalism in Germany, 1950–75 reiht sich in diese wegweisenden Werke ein und bringt unverzichtbare Substanz in die aktuelle Forschung.

Basierend auf akribischer Primärquellenarbeit, die zahlreiche bislang unbekannte oder wenig beachtete Details aufdeckt, bewegt sich Kisiedu souverän zwischen Biografie, Geschichte und Analyse. Er zeigt improvisierte Musik in Deutschland als Teil eines Kontinuums mit dem afroamerikanischen Jazz – anstatt, wie oft behauptet, als Bruch oder gar „Emanzipation“ von seinen US-amerikanischen Vorläufern und Zeitgenossen. So gelingt es ihm, die Komplexitäten von Rasse, insbesondere in der aufkommenden neuen Musik in West- und Ostdeutschland, zu analysieren – ebenso wie die spezifischen Ausprägungen deutscher Improvisationsmusik, ihre Verbindungen zu Fluxus und ihre Stellung innerhalb der europäischen Kunst- und Neue-Musik-Szene.

Gleichzeitig liefert Kisiedu die bislang detailliertesten biografischen Porträts seiner Protagonisten – Peter Brötzmann, Alexander von Schlippenbach, Manfred Schoof und Ernst-Ludwig Petrowsky – in englischer Sprache. Ergänzt wird das Buch durch eine Vielzahl neu entdeckter, bisher unveröffentlichter Fotografien.“
John Corbett, Chicago, Autor von „A Listener’s Guide to Free Improvisation“

„Harald Kisiedus bahnbrechende interdisziplinäre Studie zeigt eindrucksvoll, wie experimentelle Musiker der ersten Generation in Deutschland und der Schweiz während des Kalten Krieges und darüber hinaus nationale, politische, konzeptuelle und rassistische Grenzen überschritten, um neue kosmopolitische Formen und Praktiken freier Improvisation zu entwickeln. Kisiedu verbindet Musikwissenschaft mit Germanistik, Critical Race Theory und Politikwissenschaft und schafft so ein rigoroses und zugleich intimes Porträt der musikalischen, kulturellen und persönlichen Beziehungen jener höchst innovativen Musiker, die die Musiklandschaft grundlegend veränderten.“
George E. Lewis, Autor von „A Power Stronger Than Itself: The AACM and American Experimental Music“

Harald Kisiedu ist Musikhistoriker und Dozent am Institut für Musik der Hochschule Osnabrück. Darüber hinaus ist er als Saxophonist, Improvisator und Recording Artist tätig.

Inhaltsübersicht

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